Das Wappen der Gemeinde Steegen von Univ. Prof. Dr. Siegfried Haider

zur Entstehung:

Bereits sehr viele Gemeinden in Oberösterreichs führten ein Gemeindewappen. Wie in zahlreichen früheren Fällen hat daher das Oberösterreichische Landesarchiv auch der Bitte der Gemeinde Steegen gerne entsprochen, bei der Schaffung eines Gemeindewappens behilflich zu sein. Die Nachforschungen über die Geschichte des Gemeindegebietes und die Gespräche mit Herrn Gemeindesekretär Walter Scheuringer, der freundlicherweise verschiedene ortsgeschichtliche Unterlagen zur Verfügung stellte, erbrachten rasch mehrere Anhaltspunkte für die mögliche Gestaltung eines Wappens. Grundsätze, die dabei beachtet werden sollen, sind: möglichst einfache und gerade deshalb besonders einprägsame, sowohl aus größerer Entfernung als auch in der Verkleinerung (z.B. auf dem Briefkopf oder auf dem Ehrenring) deutlich erkennbare Symbole sowie die Berücksichtigung der heraldischen Farbenregeln.


Die Verleihungsurkunde von Mai 1989:

Entstehung Wappen Steegen


Im Falle der Gemeinde Steegen kristallisierten sich bald jene Motive heraus, deren Symbole in das neue Gemeindewappen aufgenommen werden sollten. Im Allgemeinen werden dafür historische Inhalte bevorzugt, da es sich um Gegebenheiten handeln soll, die nicht für die Gemeinde charakteristisch sind, sondern die auch längerfristig wirksam waren bzw. sind. Besonders nahe lag aber, den Ortsnamen als sogenanntes »redendes Wappen« durch einen heraldischen (d.h. auf seine wesentlichen Formen reduzierten bzw. vereinfachten) Steg bildlich auszudrücken, wird doch der seit dem 13. Jahrhundert in schriftlichen Geschichtsquellen belegte Name »Stegen« von der moderneren Namenforschung von dem mittelhochdeutschen Wort »stec« = Steg hergeleitet. Daraus ergibt sich zum ersten die Lage der hochmittelalterlichen Siedlung an einem Gewässer, wohl dem heutigen Steegenbach, und damit verbunden, eine namengebende Brückenfunktion, die vielleicht über die Bedürfnisse der früheren Siedler hinaus durch das damalige Altstraßennetz eine Erklärung findet.

Ebenso drängte sich der ehemalige Adelssitz Steegerhof aus mehreren Gründen als Motiv auf. Er fungierte bis 1848 als Mittelpunkt einer kleinen, das öffentliche Leben ihrer Untertanen weitgehend  bestimmenden Grundherrschaft, ist trotz verschiedener Umbauten bis heute im wesentlichen in seiner Bausubstanz erhalten und beheimatet seit 1957 das »Institut St. Pius« der Caritas der Diözese Linz. Gerade das Pius-Heim für schwerbehinderte Kinder und Jugendliche ist aber durch seine soziale, karitative und christliche Funktion ein überaus besetzter Bedeutungsträger, der Steegen weit über die Grenzen des politischen Bezirkes Grieskirchen hinaus bekanntmacht. Es ging daher in den Beratungen nur noch darum, ein geeignetes Wappensymbol für den Steegerhof zu finden.

Von seiten der Gemeindevertretung kam diesbezüglich der Vorschlag, auf jene Wappensymbole zurückzugreifen, die auf einem Notgeldschein der Gemeinde Steegen aus dem Jahre 1920 mit dem Namen der Familie Eisterer in Verbindung gebracht worden waren. Das Wappen auf dem Geldschein zeigt einen Schrägbalken, der mit drei Hufeisen belegt ist. Auf den beiden Seiten des Schildfußes sind der Name »Eisterer« und die Jahreszahl »1826« angeordnet. 

Die ortsansässige Landwirts- und Müllerfamilie Eisterer hatte im 19, Jahrhundert den Steegerhof, den die Fürsten Batthyany-Strattmann 1825 aus ihrer Hauptherrschaft Peuerbach ausgeschieden hatten, erworben und bewirtschaftet. Johann Nepomuk Eisterer (1854 - 1931) war von 1885 bis 1897 und von 1900 bis 1919 Bürgermeister der Gemeinde Steegen und gehörte von 1906 bis 1918 dem Reichsrat sowie von 1907 bis 1918 dem oberösterreichischen Landtag als katholisch-konservativer bzw. christlichsozialer Politiker an. Vor allem aber war er es, der 1930 den Steegerhof dem Diözesan-Hilfsfonds vermachte und damit wohltätigen Zwecken zuführte. Die dadurch grundgelegte Entwicklung führte letztlich, wie schon erwähnt, nach dem Zweiten Weltkrieg zur Errichtung des Instituts St. Pius. Abgesehen von den auf diese Weise gegebenen mehrfachen Bezügen bot es sich aber auch deshalb an, drei Hufeisen in das neu zu schaffende Gemeindewappen zu übernehmen, weil sie gleichzeitig den bis heute vorwiegend landwirtschaftlichen Charakter der Gemeinde Steegen bestens versinnbildlichen. Diesen Vorzügen gegenüber fällt der Umstand nicht ins Gewicht, dass das auf dem betreffenden Notgeldschein abgebildete und der Familie Eisterer zugeschriebene Wappen nicht durch andere Belege bestätigt wird.

Mit den gewählten Symbolen gestaltete sodann Frau OSR Hermine Stelzer aus Peuerbach im Auftrag der Gemeinde ein optisch sehr gelungenes Wappen, das in der heraldischen Fachsprache wie folgt beschrieben wird: 

»In Grün drei silberne (= weiße), eins zu zwei gestellte Hufeisen, darüber ein goldener (= gelber), erhöhter, schräglinker (= gesehen aus der Sicht des Schildträgers) Steg«

Als Gemeindefarben wurden GRÜN – GELB genehmigt.


Es wäre sehr zu wünschen, dass dieses vom Gemeinderat und von der oberösterreichischen Landesregierung beschlossene Gemeindewappen von Steegen auch bei der Bevölkerung Anklang fände.


Literatur:

•    Josef Zeiger, Vom Hausruck bis zur Donau - von der Sallet bis zum Innbach (Steyr 1986) 392 ff.
•    Der Bezirk Grieskirchen, Ein Heimatbuch, Hg. v. Bezirksheimathausverein Grieskirchen (o.J.) 38 u. 145 f.
•    Herbert Erich Baumert - Georg Grüll, Burgen und Schlösser in Oberösterreich 2: Innviertel und Alpenvorland (2. Aufl., Wien 1985) 93
•    Trude Annemarie Wieczorek, Die Siedlungsnamen der Bezirke Grieskirchen und Eferding  2 (Wien 1974) 324
•    Harry Slapnicka, Oberösterreich - Die politische Führungsschicht 1918 bis 1938 (Beiträge zur Zeitgeschichte Oberösterreichs 3, Linz 1976) 73
•    Chroniken der Gemeinde Steegen, hg. v. Leopold Hauser (1987, maschinengeschriebenes Manuskript im Besitz der Gemeinde und des oö. Landesarchivs).