Geschichtliches zur Gemeinde Steegen

Die politischen Ortsgemeinden sind eine Schöpfung der Mitte des 19. Jahrhunderts (1850). Sie gründen auf die Steuergemeinden und auf das Gemeindegesetz vom 17.3.1849. Dieses Gesetz räumte den Gemeinden neben den eigenen einen bedeutenden übertragenen Wirkungskreis ein.

Die Steuergemeinden selbst verdanken ihren Ursprung den Anordnungen Kaiser Josefs II. Mit dem Patent aus 1783 wurde die Grundsteuer reformiert, und zwar sollte jeder Grundbesitzer nach dem Verhältnis seines Einkommens besteuert werden. Die Vermessung des Grundes und des Bodens wurde vom Landvolk unter der Leitung der Obrigkeit überlassen (Josefinisches Lagebuch). Unter die Leitungsobrigkeit Peuerbach gehörte auch die Steuergemeinde Steegen. Die Josefinischen Steuergemeinden bildeten nun den Rahmen der jetzigen Ortsgemeinden.

Die Konstituierung der politischen Ortsgemeinden, so auch der Gemeinde Steegen, erfolgte dann im Jahre 1850.

Schon im Jahre 1854 wurde den Gemeinden nicht nur der übertragene Wirkungsbereich fast gänzlich entzogen, die staatliche Beaufsichtigung griff auch in alle Zweige der Inneren Gemeindeverwaltung ein.

Erst das Reichsgesetz vom 4.3.1862 und das Landesgesetz vom Jahre 1864 stellten wieder die Autonomie der Gemeinden in ausgedehntesten Maßstäben her. So wurde auch mit Gesetz vom Jahre 1864 den Gemeinden das Schulpatronat zugewiesen. Eingeschult ist die Gemeinde Steegen seit dem Jahre 1874 in die Schulstandorte Natternbach, St. Willibald und Peuerbach.

Im Jahre 1911 wurde die Bezirkshauptmannschaft Grieskirchen errichtet und die Gemeinde Steegen von der Bezirkshauptmannschaft Schärding ausgeschieden.

Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist auch, dass erst im Jahre 1779, nachdem der Teschener Frieden den Erbfolgekrieg beendet hatte, das Innviertel zu Österreich kam.

Damit hörte die Sallet auf, Landesgrenze zu sein. Die Landesgrenze im Salletwald war durch den sogenannten Grenz- oder Landgraben ersichtlich, der seither das Innviertel vom Hausruckviertel trennt.

Der bekannte Peuerbacher Julius Strnadt beschreibt in seinen Aufzeichnungen, wie sich einst in der Sallet (»Sallach das Holz«), neben der heiligen Reichsstraße zwischen Peuerbach und Passau, nur durch den Grenz- oder Landgraben getrennt, die bairischen und schaunbergischen Hochgerichte gegenüberstanden. Da damals auch an Ort und Stelle die Urteile vollstreckt wurden, erinnert der in die heutige Zeit überlieferte Name „Galgenwiesen“ daran.

Mit der Aufhebung der Grundherrschaften im Jahre 1850 bildete auch die Verpachtung der Jagd eine Einnahmequelle für die Gemeinde. Der Besitz des Fischereirechtes in den Bächen der Gemeinde Steegen wurde von der Statthalterei Linz im Jahre 1899 der Gemeinde Steegen zuerkannt.

Die Gemeinde Steegen zählte nach der Volkszählung vom 31.12.1880 193 Häuser und 1127 Einwohner. Das damalige Straßennetz hatte eine Länge von 5,9 km.


Vor der Jahrhundertwende wurden in der Gemeinde 2 Feuerwehren gegründet. Die Feuerwehr Obererleinsbach im Jahre 1897 und die Feuerwehr Steinbruck, gegründet als Feuerwehr Steegen im Jahre 1896. Diese wurde durch die Rückübersiedlung ins neue Feuerwehrhaus Steegen am 23.8.1992 wieder auf FF Steegen umbenannt.

Die Feuerwehr Langenpeuerbach wurde dann im Jahre 1921 gegründet und ging aus einem Zug der Feuerwehr Steegen hervor.

Ergänzend darf noch berichtet werden, dass aus einer Chronik der Gemeinde hervorgeht, dass unter Gemeindevorsteher Johann Eisterer bereits im Jahre 1893 eine Fahrfeuerspritze um 900 Gulden (Straussberger-Esternberg) und 600 m Schläuche angeschafft wurden.

Nach der Annexion Österreichs an das Deutsche Reich im Jahre 1938 wurde mit Wirkung vom 12.1.1942 die Gemeinde Steegen mit Peuerbach vereinigt. Die Verwaltungsgemeinschaft Peuerbach - Steegen (Bürgermeisterei Peuerbach) bestand bis 31.7.1946.


Mit 1. August 1946 wurde die Gemeinde Steegen wieder in ihre Selbständigkeit entlassen.

Im Sitzungsprotokoll des Gemeindeausschusses der Gemeinde Steegen vom 26.10.1941 war vermerkt, dass die Gemeinderäte und der Bürgermeister dieser Zusammenlegung nur mit Rücksicht auf kriegsbedingte Umstände und unter der Voraussetzung zustimmten, dass die Selbständigkeit der Gemeinde Steegen in jeder Hinsicht gewahrt bleibt, sodass nach Ende des Krieges die selbständige Weiterführung der Gemeinde Steegen wieder möglich ist.

Luftaufnahme Steegen schwarz weiß


Notgeldscheine, Edelsitze, Schloss Steegen und weiteres zur Geschichte der Gemeinde:

Im Jahre 1920 gab die Gemeinde Steegen verschiedene Notgeldscheine heraus, da während der Inflationszeit nach dem ersten Weltkrieg ständiger Mangel an Kleingeld herrschte.

Notgeldschein Gemeinde Steegen (Steegenhof)


Geht man in der Geschichte zurück, kommt man nicht umhin, die Edelsitze im Gemeindegebiet Steegen zu erwähnen.
Der Edelsitz Steegen ist von allen 5 für die Gemeinde am bedeutsamsten. In den Chroniken scheinen folgende Edelsitze auf:

Steegen, Langenpeuerbach, Holzpoint, Bubenberg und das Kaisermairgut in Langenpeuerbach

Zu Steegen ist zu berichten, dass das Gut und die Mühle in Steegen im Jahre 1371 ein zur schaunburgischen Herrschaft des Schlosses Peuerbach grunduntertäniges Objekt war. Schloss und Edelgut Steegen werden in der Chronik schon im 11. Jahrhundert erwähnt.

Ab dem Jahre 1621 war Steegen ein Freisitz. Nach den Besitzern Grafen Strattmann 1696 - 1726, Grafen Batthyany-Strattmann 1726 - 1820 und den Fürsten Montenuovo 1820 - 1882 erwarb Johann Schatzl aus Raab im Jahre 1882 das Schloss Steegen.

Diesem ging es eigentlich um die Stilllegung der bislang gut gehenden Brauerei, die im Schloss eingerichtet war.

Edelsitze

Steegenhof 17. Jahrhundert

(Steegenhof - 17. Jhdt.)


Diese Brauerei wurde 1831 nach Abbruch eines großen Teiles des Schlosses Peuerbach in das Schloss Steegen von Philipp, Fürst von Batthyany-Strattmann, verlegt. Dieser war es auch, der 1851 das Schloss Steegen im größeren Maßstabe umbaute.

Das Schloss Steegen wurde im Jahre 1882 allodisiert und an den Müllermeister Johann Eisterer von Steegen verkauft.

Dieser war durch lange Zeit hindurch Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Steegen (1885 - 1897 und 1900 - 1919) und außerdem noch Landtags- und Reichsratsabgeordneter. Er war wegen seines charaktervollen und christlichen Wesens sehr geachtet.

Da seine Ehe mit Theresia Eisterer kinderlos geblieben war, wurde die Mühle zu Steegen an Verwandte abgegeben, das Schloss Steegen durch Testament vom Jahre 1930 an den Diözesan-Hilfsfonds in Linz vermacht. Johann Eisterer verstarb am 6.1.1931.

Im März 1938, als die deutsche Wehrmacht in Österreich einmarschierte, wurden im sogenannten Bräuhaus in Steegen die Soldaten der Wehrmacht einquartiert. Weiters war von 1943 bis Kriegsende der weibliche Reichsarbeitsdienst (RAD) dort untergebracht.

Auch den alliierten Soldaten (Amerikaner) diente es beim Einmarsch 1945 und während der Besatzungszeit als Unterkunft.

Kaisermaierhof

(Kaisermaierhof)


Holzpoint

(Holzpoint)


Nach Ende des II. Weltkrieges war dann das Landes-Kinderheim von 1946 bis 1957 im ehemaligen Schloss Steegen untergebracht.

Als die Caritas der Diözese Linz dringend ein Haus zur Unterbringung geistig und körperlich behinderter Kinder benötigte und sich das Schloss Steegen im Besitz des Bischöflichen Diözesanhilfsfonds befand, war somit der Grundstein für das heutige St. Pius gelegt.

Nach den Adaptierungs- und Umbauarbeiten des ehemaligen Schlosses Steegen konnten im Oktober 1957 die ersten Kinder in das Pius-Heim aufgenommen werden. Das CMB St. Pius wird von der Caritas für Menschen mit Behinderungen geführt, wobei die Vöcklabrucker Schulschwestern bis zum Jahre 2000 die Heimleitung innehatten. 4 Schwestern (Franziskanerinnen) und weitere 195 Fachbetreuer und Bedienstete beaufsichtigen und betreuen derzeit ca. 230 Kinder, Jugendliche und Erwachsene. 

Bereits ab den 1960er Jahren war im Pius-Heim ein Schulgebäude errichtet worden und ein Kinderhort sowie Schulstandort für behinderte Kinder eingerichtet worden. Seit 1988 gibt es auch einen Sonderhort für externe Schüler. Seit September 2003 werden Hortgruppen auch integrativ geführt.

Der CMB St. Pius (Caritas für Menschen mit Behinderungen) ist die Johann Eisterer Landesschule angeschlossen. Ab 1998 wurde das Schulgebäude I komplett saniert und um einen Zubau erweitert. Im Herbst 1999 konnte das neue Gebäude erstmals benützt werden und es startete erstmals eine Integrationsklasse an der Johann-Eisterer-Landesschule. Weitere Informationen können auf der hompage der Schule nachgelesen werden.

So wurde die im Testament des Johann Eisterer verfügte Auflage, das Schloss Steegen einem karitativen Zweck zuzuführen, verwirklicht.


Feuerwehr Bergeübung

(Feuerwehr-Bergeübung im Altbau St. Pius - ehemals Schloss Steegen - mit der Bezirksdrehleiter)